Ehrenamt in Jordanien. Fotos und Text © Alea Horst für Vision Hope International. Im Oktober 2016 besuchte Alea Jordanien. Von dort schickte sie uns Bilder und Geschichten, die wir hier in einer Serie von zehn Artikeln teilen werden. In Jordanien, diesem warmen, einladenden arabischen Reich sind 89 von 1000 Einwohnern Flüchtlinge, dies sind ihre Geschichten.

Saida ist 27 Jahre alt. Sie hat Damaskus 2013 verlassen. Die 4 köpfige Familie wohnt nun ich Kerak im Süden von Jordanien
Sie mussten fliehen, weil ihr Mann nicht in die Armee wollte. Ihr Mann sei ein Handwerker und kein Soldat. Erst sind sie im Camp Zataari gelandet, dort hat sie ihre Schwägerin freigekauft. Im Camp wäre es sehr kalt gewesen, es gab nur dünne Decken. Die 10 Tage, die sie dort verbringen mussten, hätten sich wie 10 Jahre angefühlt. Sie haben viele Schulden machen müssen, um die Flucht zu bezahlen. Vor allem der Weg durch die Wüste sei sehr beschwerlich gewesen, sie haben lange gebraucht und mussten sich 2 Tage an der Grenze verstecken.
Saida trägt kein Kopftuch, sie bereitet gerade essen zu und erklärt uns, wie wir den Reis so in Weinblätter einrollen, dass die Stücke nicht wieder auseinander fallen. Ich nehme beim ersten Versuch direkt zu viel Reis und wir lachen. Mein zweiter Versuch sieht aus wie gemalt, ich bin stolz wie Oskar.

Saidas Kinder haben die ganze Zeit am Nachmittagsprogramm des Vision-Hope Kindergarten teilgenommen. Sie ist stolz, wie gut die Kids in dieser Zeit Englisch gelernt haben und ist froh über die Hilfe, die sie dort für ihre Hausaufgaben bekommen haben. Der Kindergarten von Vision Hope sei eine große Unterstützung gewesen. Gerade weil sie selbst nur bis zur 9. Klasse zur Schule gegangen ist, könne sie den Kindern nicht helfen. Das wichtigste im Leben sei die Bildung, sagt sie uns mehrmals.
Saida ist sehr sparsam. Alles was an Geld übrig ist, würde sie nach Syrien schicken. Ihre Schwester hat dort 3 Kinder und ihr Mann wurde getötet. Generell sei sie dankbar, dass sie hier in Jordanien leben könnte, trotzdem wäre es unerträglich zu wissen, dass der Rest der Familie leidet. Sie erzählt uns, dass in der Heimat die einfachsten Dinge fehlen, wie z.B. Essen, Glühlampen und Gas für den Herd. Sie macht das sehr traurig. Ihr größter Traum wäre es, ihre Schwester wieder zu sehen und Syrien wieder aufzubauen.
Besonders schwer an der jetzigen Situation wäre es, keine Rechte zu haben, eben nur Gast zu sein. In der vorherigen Wohnung hätte sie begonnen zu arbeiten, daraufhin hätte der Vermieter sie gekündigt. Die Mietpreise wären auch hier auf dem Land explodiert. Sie könnte die Jordanier gut verstehen, sagt sie. Es ist alles nicht so einfach. Viele Syrer arbeiten illegal, die Jordanier kommen beim Preisdumping nicht mit.

Als ich sie frage, ob ihre Kinder Erinnerungen an den Krieg haben nickt sie. Heute seien sie 10 und 9 Jahre alt und leben bereits seit 3 Jahren hier. Trotzdem seien sie sehr schreckhaft. Vor einiger Zeit hätte es in der Stadt eine Flugshow gegeben, die Kinder hätten nur geschrien und sich versteckt. Bei Lauten Geräuschen zucken sie zusammen und haben Angst. Ebenso hätte sie bereits gehört, wie sich die zwei sich beim Spielen unterhalten haben: „Weißt du noch an dem Tag an dem das Haus getroffen wurde und Opa im Blut lag?“.
Saida möchte nicht auf ein Foto. Ihre Hände beim Arbeiten jedoch, dürfte ich gerne fotografieren.
Die Vision Hope Kindergärten bieten Traumahilfe für Kinder an. Die ersten Zusagen für die Wiederaufnahme des Nachmittagsprogramms sind bei uns eingetroffen, Vision-Hope wartet noch auch weitere Genehmigungen. Ich drücke meine Daumen, dass die Projekte bald wieder laufen, weil man einfach sieht, wie wichtig diese Arbeit ist.